Die Orgel in der Kulturkirche St. Jakobi

Bereits im frühen Mittelalter war es Brauch, den Gottesdienst durch Orgelklänge festlicher zu gestalten. Ende des 16. Jahrhunderts soll am heutigen Standort der Jakobikirche auf zwei ehemaligen Turmpfeilern eine etwas größere Orgel errichtet worden sein. Im folgenden Jahrhundert wurden immer wieder Reparaturarbeiten nötig, Blitzschlag, Brände, Kriege und Belagerungen sollen nicht nur der Kirche, sondern auch der Orgel Schäden zugefügt haben. Die Kirchenvorsteher entschieden sich 1732 dazu, den Orgelbauer Christian Gottlieb Richter mit dem Bau eines neuen Instruments zu beauftragen. Diese prächtige Orgel mit drei Manualen und 42 Registern wurde 1741 fertiggestellt. Kunsthistorisch von besonderer Bedeutung ist das prächtige, bis heute erhaltene Barockgehäuse, das vom Stralsunder Bildschnitzer Michael Müller geschaffen wurde. Später stellte sich heraus, dass die Orgel von Richter nicht allen Erwartungen entsprach. So wurde der an der Orgel in der Marienkirche damals tätige Ernst Julius Marx mit Reparatur- und Änderungsarbeiten an der Orgel in St. Jakobi beauftragt. Das Orgelwerk verfügte dann 1783 über 45 klingende Stimmen und fast 3.000 Pfeifen.
Mit zunehmendem Alter der Orgel stellten sich Schäden und nicht mehr zu behebende Störgeräusche ein, so dass der Stralsunder Orgelbaumeister Friedrich Albert Mehmel 1870 mit dem Bau eines neuen Instruments betraut wurde. Unter Beibehaltung des barocken Orgelprospekts wurde die neue Orgel mit fast 5.000 Pfeifen, verteilt auf 69 Register und 4 Manuale unter maximaler Raumausnutzung ausgestattet. Es entstand eine der größten rein mechanischen Orgeln Deutschlands und das bedeutendste Projekt Mehmels.
Im Zweiten Weltkrieg wurden im Jahr 1943 Teile des barocken Schnitzwerks aufgenommen, dokumentiert und ausgelagert. Das Orgelwerk verblieb in der Kirche, fiel Plünderungen und Vandalismus zum Opfer. Die Jakobikirche wurde 1944 durch Bombentreffer stark beschädigt mit Verlust einiger Seitenschiffgewölbe. Bis 1953 wurde sie im Wesentlichen wiederhergestellt und baulich gesichert.

Dem bürgerschaftlichen Engagement des Bürgerkomitees „Rettet die Altstadt Stralsund e.V.“ sowie der „Herbert-Ewe-Stiftung Altstadt Stralsund“ und vielen anderen ist es zu verdanken, dass der Wiederherstellung der Orgel Priorität eingeräumt wurde.
Im Jahr 2013 wurde die SES mit der Projektsteuerung für die Suche nach Finanzierungs-mitteln mit dem Ziel der Orgelrestaurierung beauftragt. Zahlreiche Stiftungen wurden angefragt und Finanzierungsanträge gestellt. Für die fachliche Begleitung der Orgelsanierung wurde eine Orgelkommission aus sechs Orgelsachverständigen gegründet.

Die Orgel wird nach jahrzehntelangem Schweigen 2020 wieder erklingen.